Industriealisierung und Wirtschaftsentwicklung Berlins

Im Vergleich zu England haben wir in Deutschland relativ spät mit der Industrialisierung begonnen. Während in England bereits Spinnmaschinen zur Herstellung von Textilien und Dampfmaschinen zur Gewinnung von Rohstoffen im Einsatz waren und dampfbetriebene Lokomotiven zum Transport der Waren fuhren, lag Deutschland noch im tiefsten Dornröschenschlaf. 

 

Die meisten Stadtbezirke Berlins hatten einen sehr ländlichen Charakter: Alles wurde in Handarbeit hergestellt, die Bauern bestellten die Felder noch von Hand und mit Ochsen oder Pferden. 

Aber wir haben aufgeholt. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts (1804) befreiten wir erst einmal die Bauern aus der Leibeigenschaft. Das war bitternötig, denn bis dahin gehörten diese Menschen anderen Menschen. 

 

Dann, 1810, gab es Reformen. Auch das war unbedingt notwendig, denn Deutschland war zersplittert. Man machte sich mit gegenseitigen Zöllen das Leben schwer und konnte sich noch nicht mal auf einheitliche Maße für Längen und Gewichte einigen. Ein Handel der deutschen Königreiche untereinander war damit zumindest schwierig.

Stein und Hardenberg reformierten das Staatswesen, was das Zeug hält und schufen auf diese Weise die Voraussetzungen für freien Handel und die Eröffnung von Produktionsstätten. Die beiden Herren kann man um die Ecke vom Potsdamer Platz vor dem Berliner Abgeordnetenhaus bewundern, da stehen Statuen von ihnen. 

Um den Anschluss vor allem an den Industrie-Vorreiter England nicht zu verlieren, wurden politische Unterstützungsinstrumente geschaffen, vor allem die Gewerbe- und Handelsfreiheit. Sie legt fest, dass die Freiheit besteht, ein Unternehmen zu gründen und dass zwischen den deutschen Staaten, wie Preußen, Sachsen, Bayern u.a., keine gegenseitigen Zölle erhoben werden. Sie war die Grundlage für die nun folgende Industrialisierung Berlins - mit weitreichenden Folgen für unsere Vorfahren und auch uns heute noch.


Borsig: Eisenbahn

Borsig's Maschinenbau-Anstalt zu Berlin, Gemälde von Karl Eduard Biermann, derzeit im Märkischen Museum Berlin, heruntergalden von: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Borsig_1847.jpg
Borsig's Maschinenbau-Anstalt zu Berlin, Gemälde von Karl Eduard Biermann, derzeit im Märkischen Museum Berlin, heruntergalden von: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Borsig_1847.jpg

In den 1830er Jahre war es dann soweit: Borsig eröffnete sein Werk vor den damaligen Mauern der Stadt am Oranienburger Tor und stellte erst Schrauben und Schienen und ab 1840 Dampfloks her.

Die Schornsteine qualmten ohne Unterlaß, deshalb wurde dieses Gebiet "Feuerland" genannt. Umweltschutz? Keine Spur! 

 

ABER: Bereits mit der ersten Lokomotive gewann er ein Wettrennen gegen die Engländer und überzeugte so seinen König von der Qualität seiner Arbeit.  

Fakt nebenbei:

Die Dampfmaschinen waren in England erfunden worden, mehrere Herren waren daran beteiligt.

James Watt war derjenige, der sie im 18. Jahrhundert schlussendlich so perfektionierte, dass sie als Antriebs- und Transportmittel geeignet war. Er hat die Pferdestärke (PS) schon 1783 eingeführt, die heute jeder als Maß für die Kraft eines Autos kennt. Ihm zu Ehren wurde bereits 1889 die Einheit PS durch WATT ersetzt - diese Einheit kennt man z.B. von Glühbirnen. 

Andere Industriezweige folgten, vor allem im Metall- und Maschinenbau sowie in der Textiltechnik. Der Antrieb durch die Dampfmaschinen machte es möglich. Borsigs Eisenbahnen waren Beschleuniger diese Prozesses, sorgten sie doch für einen Ausbau des Schienennetzes und damit einen sehr effektiven Transport der Güter überall hin. 1838 wurde die erste Eisenbahn-Strecke zwischen Berlin und Potsdam eröffnet. Ungefähr ein Jahrzehnt später war Berlin bereits der Dreh- und Angelpunkt des Eisenbahnnetzes in Preußen.

1871 wurde das Deutsche Reich gegründet. Der Preußische König Wilhelm I. wurde erster Deutscher Kaiser und Berlin die Reichshauptstadt. Das katapultierte Berlin regelrecht in den Zustand einer Weltmetropole mit viel Industrie und auch als Mode-Weltstadt wusste sich Berlin zu behaupten. Paris war es damals noch nicht, das kam erst später.

Siemens: Telegrafie und Elektrizität

Werner von Siemens, Siemens-Gründer, Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Wvs_1885.jpg
Werner von Siemens, Siemens-Gründer, Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Wvs_1885.jpg

Das Unternehmen Siemens wurde 1847 als "Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske" in einem Kreuzberger Hinterhof gegründet.

Es war unter anderem an der Verlegung des Transatlantik-Kabels nach Amerika und an der Entwicklung der Telegrafie beteiligt.

Richtig Schwung bekam das Unternehmen 1866 nach der Erfindung des Generators zur Erzeugung elektrischen Stroms durch Werner von Siemens in Berlin. 

 

Damit war der Boden für die Verlegung von Stromkabeln für Industrie und Haushalte und die Entwicklung elektrischer Geräte bereitet.

Fakt nebenbei:

Der Grieche Thales entdeckte bereits einige Jahrhunderte vor Christus, dass Bernstein leichte Dinge anzog, wenn man ihn mit einem Tuch reibt. Er nannte das "Elektrizität", was im Altgriechischen "Bernstein" bedeutet.

AEG: Straßenbeleuchtung, elektrischer Motor und Haushaltsgeräte

Emil Rathenau, AEG-Gründer, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AEmil-Rathenau.jpg
Emil Rathenau, AEG-Gründer, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AEmil-Rathenau.jpg

Emil Rathenau gründete 1887 eine Firma für die Herstellung elektrischer Energietechnik, Haushaltswaren, Straßenbeleuchtungen, Elektromotoren und  Vieles mehr. Zunächst hieß die Firma "Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität" und wenig später dann "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft".

Die AEG war in Oberschöneweide geboren. Und ihr haben wir alle netten Haushaltsgeräte schlussendlich zu verdanken, die uns das Leben so angenehm machen.

 

In Oberschöneweide war es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch beschaulich. Die Berliner kamen hierher, um sich zu erholen. Es gab zahlreiche gastronomische Einrichtungen und Ausflugsziele.

 

In nur 24 Jahren (1895-1919) wuchs hier die Einwohnerzahl von 625 auf 25.600 (!). In den Fabriken gab es 17.000 Arbeitsplätze.

 

Berlin wurde damit zu einem weiteren, wichtigen Zentrum: Die Elektroindustrie kam auf und entwickelte sich rasch. Ein Drittel aller Beschäftigten der Elektroindustrie des gesamten Deutschen Reiches arbeitete um die Jahrhundertwende in Berlin!

Die industrielle Entwicklung hielt zunächst an, denn selbst während der Teilung Berlins nach dem II. Weltkrieg blieb Oberschöneweide das größte zusammenhängende Industriegebiet im Ostteil der Stadt und bot 25.000 Menschen Arbeit. Nach der Wiedervereinigung wurden 20.000 Menschen entlassen - die Betriebe waren nicht konkurrenzfähig.

Bis 2005 produzierte Samsung dort Röhrenfernseher und Mobilgeräte.

Heute ist dort der Standort der Hochschule für Technik und Wirtschaft und vieler Künstler-Ateliers und Kreativ-Werkstätten. Der ehemalige Industrieschwerpunkt Berlins steht heute unter Denkmalschutz.

 

Fakt nebenbei:

Emils Sohn Walter Rathenau übernahm die Geschäfte später. Er wurde allerdings eher bekannt als Außenminister in der Weimarer Republik und ist wegen seiner Leistungen nicht nur in Berlin namentlich verewigt. In Berlin gibt es z.B. die Walter-Rathenau-Schule (Gymnasium), den Rathenauplatz am Ku'damm und mehrere Rathenaustraßen. Walter Rathenau wurde 1922 ermordet.


Folgen der Industrialisierung

Berlin wuchs und wuchs. Durch Eingemeindungen der umgebenden Orte Moabit, Tiergarten, Wedding, Tempelhof und Schöneberg (1861) verdoppelte sich das Stadtgebiet. Und es ging noch weiter, denn es musste Platz für die in sehr, sehr großer Zahl zuströmenden Menschen geschaffen werden. Die neuen Arbeitsplätze lockten sie hierher. Wohnraum war knapp - viel knapper als heute. So kam es 1862 zur Veröffentlichung des sogenannten Hobrecht-Plans. James Hobrecht war preußischer Stadtplaner und legte einen Plan fest, die außerhalb der Stadt gelegenen Landwirtschaftsflächen zu Bauland umzufunktionieren und in Berlin zu integrieren. Sein Plan sah die Schaffung von Straßenzügen vor und wurde rasch umgesetzt. In den folgenden Jahren entstanden auf der Basis dieses Plans irrsinnig viele neue Wohnhäuser. Bau- und Bodenspekulanten zogen Mietshäuser hoch, die möglichst viele Menschen auf geringstem Raum zu hohen Mieten aufnehmen sollten. Die Bevölkerungsdichte damals im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lag bei sagenhaften 60.000 Menschen pro 1 Quadratkilometer. Zum Vergleich: derselbe Bezirk hat heute ca. 14.000 Menschen pro Quadratkilometer. 

Die vier- bis sechsgeschossigen Mietshäuser waren komplett voll mit Menschen. Die Häuser wurden bald "Mietskasernen" genannt und Berlin war die größte Mietskasernen-Stadt der Welt - ein trauriger Rekord. Die Vorderhäuser, die heute noch stehen, haben maximal 2 Hinterhöfe - aber auch die muss man schon sehr lange suchen. Damals waren bis zu 7 (!) Hinterhöfe normal.

Hier zeige ich Dir ein paar Bilder aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Industrialisierung sehr traurige Blüten trieb und es den Menschen sehr schlecht ging. Krankheit und Elend waren an der Tagesordnung:

Quelle: Johann Heinrich Hintze [Public domain], via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Hintze_Kreuzberg_1829.JPG
Quelle: Johann Heinrich Hintze [Public domain], via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Hintze_Kreuzberg_1829.JPG

Zum Vergleich: So sah Kreuzberg vor der Bebauung aus!

Der Platz für die Produktion von Borsig und das Leben seiner Arbeiter reichte irgendwann nicht mehr aus und Borsig zog weg aus der Stadtmitte ins Umland. Ähnlich machte es Siemens. Die AEG war ja von Beginn an bereits außerhalb der City.

 

Im 19. Jahrhundert gab es außerdem im Spreeraum zwischen Jannowitzbrücke und Elsenbrücke Holzmärkte, Schiffe wurden gebaut und Textilfabriken errichtet.

Die boomenden Industrien brauchten Geld und Investitionen, um die Produktion zu verbessern und auszubauen. Deshalb siedelten sich im Zentrum Berlins viele Banken an. Außerdem mussten die Unternehmen versichert sein, um große finanzielle Ausfälle ausgleichen zu können. So wurden Versicherungsgesellschaften gegründet und siedelten sich ebenfalls an. Und schlussendlich musste die Ware auch verkauft werden - das zog Handelsunternehmen nach Berlin. 

 

Heute zeugen nur noch die Namen von den Standorten der einst boomenden Industrie (z.B. Borsigwerke, Siemensstadt). Auch die Banken und Versicherungen konzentrierten sich in anderen Regionen, vor allem Frankfurt am Main. 

Tanztee. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-K0623-0502-001 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Tanztee. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-K0623-0502-001 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

In den sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahren", also um 1920 herum zwischen den beiden Weltkriegen, war Berlin die Weltmetropole der Mode. Erst später verlagerte sich das nach Paris. Vor allem an der Schnittstelle zwischen den Bezirken Friedrichshain aus dem Ostteil der Stadt und Kreuzberg aus dem Westteil gab es sehr viele Label. Doch während der Teilung Berlins nach dem II. Weltkrieg war hier buchstäblich "Tote Hose" - beide Bezirke lagen im Schatten der Mauer und am jeweiligen Ende der Stadtteile Ost und West. 

 

 

 

Die Schrecken des I. Weltkrieges lagen hinter den Menschen. Die "Goldenen Zwanziger" waren deshalb geprägt vom Hunger der Menschen nach Erlebnis, Vergnügen und Vergessen. 

 

1920 passierte noch etwas Sensationelles: Der Großraum Berlin wurde geschaffen und die umliegenden Gemeinden, z.B. Schöneberg, Charlottenburg, Spandau, Köpenick und andere, wurden in die Stadtgrenze von Berlin aufgenommen. Vorher waren das eigene kleine Städtchen mit ganz eigener Verwaltung. Es entstand so die noch heute gültige Stadtgrenze Berlins.

Die Einwohnerzahl erreichte damals durch die hohe Bevölkerungsdichte in der Stadt knapp 1 Million Menschen mehr als heute!

Im Ostteil der Stadt brachen dann in der Folge des II. Weltkrieges die Absatzmärkte ein, die Technik war und blieb veraltet. Das war die Folge des II. Weltkrieges, die ganze Wirtschaft lag brach. Im Westteil Deutschlands halfen die Amerikaner mit dem Marshall-Plan und etablierten ein kapitalistisches System. Im Ostteil Deutschlands wurde die Wirtschaft jedoch anders aufgezogen: als Planwirtschaft. Die Industrien zogen aus Berlin weg - im Ostteil der Stadt aufgrund der politischen Lage und der Wirtschaftsbedingungen, im Westteil der Stadt aufgrund ihrer Insellage und des dadurch erschwerten Handels. Die Teilung der Stadt nach dem II. Weltkrieg sorgte dafür, dass viele große Industrien nach Westdeutschland zogen. Siemens zog nach München und hinterließ hier lediglich die herkömmliche Produktion. Innovationen aus Forschung und Entwicklung kommen inzwischen aus den Konzernzentralen in anderen Teilen Deutschlands.

Weitere Entwicklung in Berlin bis heute

Nach dem Zusammenbruch der Mauer und dem Zusammenwachsen der Stadt erlebte Berlin zunächst einen weiteren Einschnitt: den Wegfall der Subventionen (Geld vom Staat für West-Berlin, wie die Berlin-Zulage für Arbeitnehmer und die Berlin-Förderung für Arbeitgeber).

 

Doch nach und nach entwickelt sich die Stadt. 

Mit Öffnung der Mauer und dem Zusammenwachsen Berlins entstand und entsteht hier fortwährend Neues. Zum Beispiel mausert sich der Bereich der ehemaligen Mauer zwischen Friedrichshain und Kreuzberg zu einer Art dritter City neben City Ost am Alex und City West am Zoo. Viele innovative Unternehmen aus Medien und Design haben sich hier angesiedelt, z.B. "Universal" am Bahnhof Warschauer Straße. Und beide Bezirke wurde zu einem fusioniert.

 

Der Potsdamer Platz - früheres und heute wieder aufgelebtes Zentrum Berlins - wurde nach der Teilung wieder aufgebaut. Während der Teilung fristete auch er ein Schattendasein zwischen Mitte und Tiergarten. Da stand die Mauer, nach dem II. Weltkrieg war hier so gut wie nichts mehr übrig. Maßgeblich daran beteiligt waren die Konzerne Daimler und Sony, die hier ihre Deutschlandzentralen errichteten. Unterirdisch wurde ein Regionalbahnhof gebaut.

Ähnlich erging es unserem armen Brandenburger Tor. Schön, dass die Plätze dort wieder aufgebaut wurden und heute nicht nur für die Touristen, sondern auch die Berliner wieder beliebte Plätze sind.

 

Der Berliner Senat hat sich zum Ziel gesetzt, Berlin als "Dienstleistungsmetropole mit industriellem Kern" aufzubauen. Es gibt bereits eine sehr gut ausgebaute Dienstleistungsstruktur mit vielen Bereichen:

  • Finanzwesen
  • Rechts- und Unternehmensberatung
  • Architekturbüros
  • Werbeagenturen
  • Medien (Zeitung, Fernsehen, Radio)
  • Tourismus
  • lebendige Kultur- und Kunstszene

Ein besonderer Motor für diese Entwicklung war der Umzug von Bundesregierung und Bundestag im Jahr 1999.

Hier siehst Du ein Video vom Bundestag, als dieser Umzug 1991 mit nur 17 Stimmen Mehrheit beschlossen wurde:

Zusätzlich erhielt Berlin bis 2005 durch die Europäische Union 1 Milliarde Euro für Entwicklungen der Stadt. Weitere Gelder wurden durch den Bund und das Land Berlin selbst für den Strukturausbau ausgegeben. Man sieht es überall in der Stadt an den immensen Bautätigkeiten.

 

In Adlershof entstand ein neues Innovations- und Forschungszentrum. Hier forschen und entwickeln universitäre und private Einrichtungen, wie die Humboldt-Universität und viele mittelständische und kleine Unternehmen. 

 

Insgesamt gab es in Berlin seit seiner Entstehung und insbesondere zur Industrialisierung einen Wandel weg von den Primärsektoren (Urproduktion) der industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugung von Rohstoffen hin zu den Sekundärsektoren (Verarbeitung der Rohstoffe zur Güter- und Energieerzeugung).

Heute ist der Tertiärsektor in Berlin vorherrschend. In diesem Sektor erbringen Unternehmen, Einzelpersonen und staatliche Einrichtungen Dienstleistungen, wie Handel, Verkehr, Computer- oder Finanzdienstleistungen. Man nennt diese Entwicklung auch das Postindustrielle Zeitalter. Die Vorsilbe "post" bedeutet "nach", direkt übersetzt heißt das also "Nachindustrielles Zeitalter".


Entwicklungen in Berlin-Brandenburg

Vor allem im sogenannten "Speckgürtel", dem wirtschaftlich boomenden Ring um Berlin, entstanden und entstehen noch viele Gewerbeparks und Einkaufszentren. Der Speckgürtel heißt offiziell "engerer Verflechtungsraum".

Gründe für die Auslagerung aus dem Stadtgebiet gibt es viele: Bedarf an großen Flächen, geringere Grundstückspreise und niedrigere Löhne. Zudem ist die Anbindung an das Berliner Verkehrsnetz durch Autobahnen, Bundesstraßen und öffentlichen Verkehr sehr gut für den Transport der Güter. Südlich von Berlin entsteht zusätzlich der Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER), der den Anschluss an die Welt sicherstellen soll.

Die rasanten Entwicklungen an dieser Schnittstelle zwischen Berlin und Brandenburg bringen jedoch auch Probleme mit sich. Ohne vernünftige und nachhaltige Planungen kann es schnell zu Zerstörungen der Naturlandschaften kommen. Außerdem werden bestimmte Regionen bevorzugt zu Wirtschaftsstandorten, andere sind benachteiligt und nehmen nicht an der Entwicklung teil, wie z.B. die Uckermark oder Priegnitz. Diese inhomogene Verteilung sorgt für soziale Ungleichheiten. 

Die Gewerbesteuer ist eine wichtige Einnahmequelle für Berlin. Wenn die Betriebe nach Brandenburg ziehen, gehen diese Einnahmen für Berlin verloren. 

 

Der Senat hat jedoch zusammen mit der Brandenburger Regierung in den 90er Jahren einen Plan zur Vermeidung solcher Probleme erstellt: den "Entwicklungsplan Berlin-Brandenburg für Raumordnung und Landesplanung".

 

Die Entwicklung geht weiter und es bleibt spannend, was sich hier noch alles tun wird!


Rätsel Dich fit!

Alles gelesen? Na gut, dann los. Hier ist Dein Quiz zum Thema Berliner Industrie- und Wirtschaftsentwicklung