Migration

Der Begriff ist aus dem Lateinischen abgeleitet vom Wort "migratio", was "Wanderung, Auswanderung, Umzug" bedeutet.

 

Es geht also um die Wanderung von Menschen von einem Ort zu einem anderen, um über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft den Wohnort und Lebensmittelpunkt zu ändern. Meist wird statistisch als Migration die Bewegung aus einem Ort heraus (Wegzug) oder in einen Ort hinein (Zuzug) gezählt.

 

"Migration" wird übrigens auch in der Biologie als Fachbegriff verwendet und beschreibt dort die Wanderung von Tieren oder Pflanzen in für sie fremde Regionen.

 

Die Migrationsarten, ihre Gründe und Auswirkungen werden hier näher betrachtet.

Wenn man untersucht, wie viele Menschen in eine Region hinziehen oder aus ihr wegziehen, kann man die sogenannten Migrationsströme feststellen. Diese nationalen und internationalen Migrationsströme beleuchten wir ebenfalls in diesem Thema. 

Als letzten Punkt sehen wir uns die Migrationsströme und ihre Ursachen seit dem 18. Jahrhundert für Deutschland an.

Kurze Begriffsklärung

Es werden in den Medien immer wieder die Begriffe "Migrant", "Emigrant" oder "Immigrant" genutzt.

Sie bedeuten folgendes:

Migrant = Jemand, der woanders hin zieht

Emigrant = Person, die ihr Heimatland verlassen hat

Immigrant = Person, die in ein fremdes Land eingewandert ist

 

Die Vorsilben werden wie bei Export und Import genutzt:

Export: Waren aus dem Land herausschaffen

Import: Waren in ein Land hineinschaffen


Binnenmigration

Bevölkerungsumverteilungen durch Umzüge innerhalb einer bestimmten Region oder sogar nur von einem Stadtteil in den nächsten in einem Ort sind von hoher Bedeutung, auch innerhalb einer großen Stadt, da die Bevölkerungsverteilung starke Auswirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Gefüge haben kann.

Umzüge innerhalb einer Region werden als Binnenmigration bezeichnet. 

Sie hat vielfältige Gründe und Auswirkungen auf die Struktur innerhalb einer Region.

Der Begriff ist nicht so genau definiert, kann "Region" ja z.B. ein Land, ein Gebiet innerhalb eines Landes oder die EU bedeuten.

 

Gründe für die Binnenmigration

Menschen verlassen ihren Wohnort bei einer Binnenmigration meist auf der Suche nach:

  1. besseren Lebensbedingungen
  2. besseren Arbeitsbedingungen
  3. höherem Einkommen
  4. besserer Bildung oder
  5. weil bereits ein wichtiges Familienmitglied weggezogen ist. 

Auswirkungen der Binnenmigration

Die Auswirkungen können, wenn die Binnenmigration heftig ausfällt und vor allem zu einem großen Teil nur in eine Richtung stattfindet, das Gefüge in einer Region stark beeinflussen. 

Weltweit seit einem Jahrhundert strömen die Menschen  innerhalb einer Region vor allem von einer ländlichen Region in die Stadt. Dies führt zur Verstädterung (=Urbanisierung) und Herausbildung von Megacities. Gleichzeitig vereinsamen die ländlichen Regionen: Dörfer und Kleinstädte verfallen, das Durchschnittsalter der Bevölkerung dort steigt an und die Dagebliebenen sind schlechter versorgt, da sich die Regierungen um die Verwaltung und Versorgung der Stadtbevölkerung kümmern müssen, weil dort viel mehr Menschen leben und auch das viele Probleme nach sich ziehen kann. Genaueres erfährst du hier, das ist ein Extra-Thema in Erdkunde.

 


Internationale Migration

Hier geht es um die Migrationsbewegungen von Menschen zwischen verschiedenen Staaten, die Internationale Migration.

Die Gründe für Migration sind vielfältig und können grundsätzlich eingeteilt werden in freiwillige und unfreiwillige Migration.

 

Die freiwillige Migration umfasst den eigenen Entschluss, aus persönlichen Gründen ein Land zu verlassen und seinen Lebensmittelpunkt in ein anderes Land zu verlegen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das als "Auswandern" bezeichnet.

 

 

Die unfreiwillige Migration unterliegt stets einem Zwang. Entweder wird man vertrieben oder man muss flüchten vor Verfolgung, Krieg und Gewalt oder man wird ausgewiesen oder die wirtschaftliche Situation in der Heimat ist so schlecht, dass man mit der Migration das Überleben seiner Familie sichern muss.

 

Gründe für die Auswanderung in ein anderes Land

1. im Heimatland liegende Gründe:

  • schlechte Lebensbedingungen und Armut
  • innerstaatliche Konflikte & Krieg
  • Verfolgung aufgrund religiöser oder politischer Überzeugungen
  • keine Menschenrechte
  • Naturkatastrophen

2. im Zielland liegende Gründe:

  • bessere Bildungsmöglichkeiten
  • höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen
  • Reise- und Abenteuerlust
  • Sicherheit vor Gewalt, Verfolgung und Krieg
  • Familie ist bereits da.

Die Gründe für ein Wegzug aus der Heimat sind im Grunde genommen vielfältig. Hier wurden nur die wichtigsten aufgeführt.

 

Auswirkungen der Migrationsbewegungen zwischen Staaten

Starke Migrationsbewegungen haben sowohl im Heimatland als auch im Zielland erhebliche Auswirkungen.

So sinkt im Heimatland die Einwohnerzahl, während sie im Zielland höher wird. Das hat zur Folge, dass qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Heimatland abwandern und ihre Qualifikationen ins Zielland mitnehmen und dort einsetzen. Die Steuereinnahmen und der Konsum, ebenso wie die Geburtenraten im Heimatland sinken, während sie im Zielland steigen.

Insgesamt ergibt sich aus einer Zuwanderung meist eine jüngere, dynamischere, offenere und buntere Gesellschaft. Die Abwanderung lässt hingegen oft vor allem die Alten und Schwachen zurück. Das kann die Sozialsysteme erheblich belasten.


Sonderfall: EU-Binnenmigration

Alle EU-Bürger dürfen innerhalb der EU leben und arbeiten, wo sie möchten. Ohne eine Arbeitserlaubnis, Wohnerlaubnis oder sonstige Erlaubnisse einholen zu müssen. Du bist deutscher Staatsbürger und willst in Paris leben? Dann suchst Du Dir eine Arbeit, eine Wohnung, schließt eine passende Krankenversicherung ab und meldest Dich dort an - als ob Du von Berlin nach Köln umziehen würdest.

 

Diese Regelung ist bekannt geworden als Freizügigkeit. Sie ist verbrieftes Recht für alle EU-Bürger und neben der Freiheit der Waren, Finanzen und Dienstleistungen eine der vier Grundfreiheiten der EU.

Mehr zu diesem Recht erfährst Du hier.

 

Gründe

Die Migrationsbewegungen innerhalb der EU sind vor allem von der Suche nach besseren Arbeitsplätzen geprägt. Diese gehören zu den ökonomischen Faktoren. Daneben spielen aber auch die Ausbildung in Studium und Lehre, die persönlichen und emotionalen Bindungen an eine bestimmte Region und ihre Menschen oder die Beherrschung der Landessprache wichtige Rollen bei der Entscheidung zur Auswanderung. 

 

Auswirkungen

Viele EU-Bürger entscheiden sich vor allem für Deutschland, wir sind Wunschland Nr. 1 in der EU: 2,9 Millionen Menschen aus anderen EU-Staaten leben hier; allein 2017 sind ca. 500.000 hergezogen. Andererseits sind wir Deutschen eher "Migrationsmuffel": 2017 sind gerade mal 20.000 Deutsche in ein anderes EU-Land gezogen. Die Hauptziele sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Österreich und die Schweiz (kein EU-Staat). 

Manche EU-Bürger sind dagegen sehr mobil, vor allem jene aus Rumänien, Portugal und Litauen.  

 

Die Freizügigkeitsregelung kann zum Ausgleich der Wirtschaftsverhältnisse zwischen den EU-Staaten beitragen: Ist die wirtschaftliche Situation in einem EU-Land schlecht, verläuft der Migrationsstrom hin zu Ländern mit besserer wirtschaftlicher Lage. In diesen Ländern verdienen die Migranten dann Geld, zahlen Sozialabgaben und konsumieren. Das wirkt sich positiv auf die Wirtschaft des Aufnahmelandes aus. Gleichzeitig senden sie Geld an ihre Familien im Heimatland, sodass auch dort die Wirtschaft angekurbelt wird.

 

 

Unsere Wirtschaft hat bereits davon profitiert; die EU-Migranten haben zum Wirtschaftsaufschwung beigetragen, wie Dr. Cyrus aus der Universität Viadrina, Frankfurt/Oder hier berichtet


Historische Migrationswellen aus/nach Deutschland

Migration ist kein Phänomen der modernen Zeit. Vielmehr gab es sie schon immer. Die Auslöser für große Migrationsströme sind in der Geschichte vielfältig gewesen und das sind sie auch heute noch.

 

 

Ab 1700 bis 1914 wanderten die Deutschen nach Amerika aus, ins Neue Land. Insbesondere die USA, aber auch Kanada,

Brasilien oder Argentinien waren die Zielländer. Dort gab es genügend Platz für die Familie, Land zum Bewirtschaften und die Menschen entflohen ab 1816 der großen Armut durch das starke Bevölkerungswachstum. Ab 1816 wanderten im Laufe des folgenden Jahrhunderts mehr als 5 Millionen Deutsche nach Amerika aus. Nur ca. 20% von ihnen kam zurück. Deutschland war ein Auswanderungsland.

 

Ab 1890, in der Hochphase der Industrialisierung, brauchte Deutschland Arbeitskräfte. Wir wurden von einem Auswanderungsland zu einem wichtigen Einwanderungsland, gleich auf dem 2. Platz nach den USA.

1914 gab es 1,2 Millionen ausländische Wanderarbeiter, hinzu kamen weitere Arbeiter, die im Ausland angeworben wurden, und 1,5 Millionen Kriegsgefangene, die zur Arbeit in Deutschland gezwungen wurden.

 

Zwischen den beiden Weltkriegen (1918 bis 1939) suchten viele russische Staatsbürger Zuflucht vor der kommunistischen Revolution und dem Bürgerkrieg. 600.000 Russen kamen allein 1922/23 nach Deutschland, die Hälfte von ihnen nach Berlin. Hier ging es ihnen allerdings gar nicht gut, denn sie bekamen keine rechtliche oder wirtschaftliche Hilfe. Daher zogen viele weiter nach Frankreich oder in die USA. Insbesondere die osteuropäischen Juden konnten kaum in Deutschland Fuß fassen, der Antisemitismus (das ist eine Abneigung bis hin zur offenen Feindschaft gegen Juden) herrschte auch in der Weimarer Republik, noch vor dem Regime der Nationalsozialisten.

 

1933, mit Hitlers Wahl zum Reichskanzler, gab es keinen Rechtsstaat mehr und die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden nahm extrem stark zu: feindliche, abscheuliche Übergriffe auf Juden wurden nicht nur geduldet, die Deutschen wurden darin sogar noch bestärkt. Mehr als die Hälfte der 500.000 deutschen Juden verließen bis zum Auswanderungsverbot 1941 ihre Heimat Deutschland. Sie waren bis dahin nicht nur integriert, sondern sogar assimiliert. Das bedeutet: Sie fühlten sich als Deutsche und lebten wie nicht-jüdische Deutsche. Die Auswanderung war allerdings sehr schwierig, da die anderen Staaten sie nicht aufnehmen wollten. Sie fanden Zuflucht vor allem in den USA und Palästina. Zwischen 1940 und 1945 wurden mehr als 130.000 Juden in Konzentrationslager der Nazis deportiert und umgebracht. Diese furchtbare Zeit wird in der unserer Geschichte als Holocaust bezeichnet. Nur etwas mehr als 30.000 deutsche Juden überlebten das Naziregime.

Das war aber noch lange nicht alles: Die Nazis ermordeten insgesamt ca. 6 Millionen Juden in ganz Europa. 

 

Ab 1944 arbeiteten mehr als 8 Millionen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Deutschland. Sie wurden zwangsimmigriert. Die Alliierten, die den Krieg gegen Deutschland führten und gewannen, nahmen 12 Millionen Menschen aus Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslagern auf und schickten sogleich 5 Millionen in ihre Heimatländer zurück.

 

Zwischen dem Ende des 17. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden 740.000 die eroberten Kriegsgebiete von Deutschen besiedelt; die Heimatbevölkerung wurde vertrieben. So entstanden deutsche Gebiete in Russland und Rumänien. Diese Menschen flohen nach dem Ende des 2. Weltkrieges nach Deutschland zurück. Mittlerweile waren es 14 Millionen Menschen, die sich auf der Flucht befanden. Viele überlebten die Flucht nicht. 12,5 Millionen kamen hier an und wurden aufgenommen und erhielten aufgrund ihrer historischen Wurzeln die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Man bezeichnet sie als "Aussiedler", ihre Aufnahme regelt das Bundesvertriebenengesetz von 1953. Im weiteren Verlauf der Geschichte kamen seitdem weitere 4,5 Millionen Spätaussiedler hier an. Mehr als 3 Millionen sind geblieben.

 

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges gab es neben den Aussiedlern weitere Migrationsbewegungen in den nun entstehenden beiden deutschen Staaten BRD und DDR. Massenweise flohen die Bürger der DDR nach Westen in die Bundesrepublik: fast 3 Millionen Menschen flohen. Diese Migration fand mit dem Bau der Mauer 1961 ein schnelles Ende. Zwischen 1961 und dem Fall der Mauer 1989 gelang weiteren 700.000 Menschen die Ausreise.

 

In die Bundesrepublik kamen aber nicht nur Aussiedler und DDR-Bürger, sondern es fand ab 1955 eine große Kampagne der Bundesrepublik in Italien, Spanien, der Türkei und weiteren Ländern statt: Dort wurden Gastarbeiter angeworben. Bis 1973 kamen 14 Millionen Gastarbeiter nach Deutschland. Nach dem Anwerbestopp kehrten 11 Millionen in ihre Heimatländer zurück. 

Insbesondere Menschen aus der Türkei, Italien und Jugoslawien blieben hier und holten ihre Familien nach Deutschland. 

In der DDR wurden auch knapp 100.000 Menschen aus Vietnam und Mosambik angeworben.

 

Die Öffnung der Grenzen und der Bürgerkrieg in Jugoslawien führten zu einem Ansturm der Asylsuchenden. Mehr als 430.000 Menschen beantragten Anfang der 1990er Jahre Asyl. Nur wenige sind geblieben, vor allem wegen einer scharfen Abschiebepolitik und der Migration in andere Aufnahmeländer. Neue Gesetze und die Beendigung des Krieges sorgten für einen starken Rückgang auf 28.000 Asylsuchende im Jahr 2008.

 

Die EU-Freizügigkeitsregelung hat zu einer Zunahme der europäischen Migrationsströme geführt.

Ein weiterer Faktor sind die enormen Konflikte und Kriegsgeschehen im Nahen Osten, welche die Menschen aus ihrer Heimat vertreiben. Sie ziehen nach Europa in der Hoffnung auf ein ruhiges, sicheres Leben mit einer Aussicht auf Arbeit und Absicherung. Seit 2015, als die erste Flüchtlingswelle auf Europa traf, suchen immer weniger Menschen hier Zuflucht. Die Zahl der Asylanträge nimmt beständig ab. Insgesamt leben derzeit ca. 1,1 Millionen Schutzsuchende in Deutschland, die meisten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, aber nicht nur.


Zusammenfassung zum Thema "Migration"

Folgt...


Rätsel Dich fit zum Thema "Migration"

Noch keine Zeit. Folgt noch.